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"Urlaub" im Chaos
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Littleburni




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BeitragVerfasst am: 31.10.2011, 18:16    Titel: "Urlaub" im Chaos

Hallo zusammen,

ich war Ende Januar in Kairo und wollte von dort aus zu einer Oasentour aufbrechen. Wie man sich denken kann, kam dann alles ganz anders...
Interessiert das jemanden? Dann schreibe ich hier mal auf, was ich so erlebt habe...

Grüße
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Aegypten Urlauber







Verfasst am:     Titel: Urlaubsangebote

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flori




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BeitragVerfasst am: 31.10.2011, 21:01    Titel:

Das interessiert sicherlich einige hier - schreib doch einfach mal was du erlebt hast und wie deine Eindrücke waren - FLO Laughing Laughing
_________________
privater Travel - Agent für antike Stätten in Ägypten
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Littleburni




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BeitragVerfasst am: 01.11.2011, 00:38    Titel:

Na OK, wenn es nur einen interessiert, reicht mir das schon Very Happy
Ich schreib das aber Etappenweise/ Tageweise. Dann ist es für euch spannender und für mich weniger anstrengend...

Was war geplant? Ich wollte erst drei Tage in Kairo verbringen. Wobei ich voranschicken muss, dass ich schon oft in Kairo war, mich einigermaßen auskenne und auch einige Einheimische dort schon seit Jahren kenne und mich immer wieder freue, sie wieder zu sehen. Und sie freuen sich auch, mich zu sehen. Zumindest verhalten sie sich so und ich bilde mir ein, es liegt nicht am Geld, dass sie durch mich einnehmen. Nein, ich bin mir eigentlich sicher... Nach Kairo wollte ich dann zu einer Oasentour durch die Wüste aufbrechen. Organisiert wurde alles von OFT-Reisen. Aber es kam ganz anders...

1. Tag, 26.01.2011
Flug Hannover-Frankfurt und Frankfurt-Kairo. Wow, ne Boeing 747... Aber als erstes habe ich (ganz Gentleman) meinen Platz mit einem Ägypter getauscht. Neben mit plazierte sich nämlich eine echt fette Ägypterin mit Baby auf dem Arm und der Mann hatte einen Platz ein paar Reihen hinter mir, worüber alle drei nicht glücklich waren. Natürlich hab ich sofort getauscht Laughing und saß dann neben einem älteren Ehepaar. Ägypten Rookies. Meine Güte musste ich die über viele Sachen aufklären... Sie waren im Ramses Hilton untergebracht. Na da hatten sie ja einen tollen Ausblick auf die späteren Ereignisse...
Auf dem Flugahfen Kairo Visum besorgt und Geld getauscht. Koffer kam auch schnell und ab durch die Paßkontrolle. Alles wie gehabt und kein Thema. Das ist echt immer easy. Dahinter wurde ich schon vom Travel Agent erwartet, der mir brav die 15$ für das Visum wieder gab. Muss man in Deutschland schon zahlen. Absoluter Schwachsinn. Na ja. Dann ging es zu meinem geliebten Victoria Hotel. Im Kleinbus saßen noch 5 deutschsprachige Türken, die völlig erstaunt über den Verkehr und die vielen Menschen waren. Wieder Rookies. Wieder viele Fragen. Meinen Aussagen und Tipps vertrauten sie mehr als dem Busbegleiter. Was den aber total amüsierte. Im Hotel angekommen große Wiedersehensfreude bei den Angestellten. Dann kurz ins Zimmer und ab in die Bar. Denn da arbeitet mein Freund Safwat, den ich schon 23 Jahre kenne. Es wurde ein langer Abend... Ups, natürlich haben der Busfahrer und der Kofferträger Bakschisch bekommen. Was viele nicht wissen: DAS GEHÖRT SICH SO! BASTA!!! Als ich ins Zimmer will (4.Stock und ich gehe zu Fuß, weil ich mit dem Fahrstuhl schon mal abgestürzt bin...andere Geschichte), sitzt das Zimmermädchen (pardon, mehr die Zimmerfrau) noch auf dem Flur und freut sich wie hulle über mich (die einizige Ägypterin, die mich drückt). Sie erinnert sich auch an mich. Aber nicht, weil jeden morgen 10 Pfund auf dem Bett liegen (DAS GEHÖRT SICH AUCH SO!), sondern weil ich sie mal gebeten hatte, mir so eine Zitronenseife nach Deutschland mitzugeben, wie sie immer im Bad liegt. Die riecht so lecker. Am gleichen Abend lagen auf der Anrichte in meinem Zimmer 12 Stück Seife in verschiedenen Duftnoten Very Happy Das Backschisch dafür hat die 4x abgelehnt...es war also wirklich ein Geschenk...
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Littleburni




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BeitragVerfasst am: 01.11.2011, 01:16    Titel:

Okay, hab noch Lust. Also gleich der 2.Tag

Um 8.00 Uhr aufgestanden und beim Blick aus dem Fenster den Verkehr, das gehupe, die Atmosphäre, den Geruch und die Sonne genossen. KAIRO! Ich liebe diese Stadt!
Frühstück im Victoria Hotel: Schlechter geht es kaum. Das Management gibt sich echt keine Mühe mehr und verdient wohl mit dem Giftun Village in Hurghada genug. Na ja, beim Kellner Cheese Omelette bestellt und das essbare auf dem Teller zusammengerafft, Tee geschlürft, fertig. Auch hier bleibt für den Kellner Bakschisch. Denn merke: Am nächsten morgen hast du eine ganz andere Aufmerksamkeit. Das Omelette kommt ungefragt. Du bekommst immer deinen Lieblingsplatz und das Teewasser ist wirklich heiss. Ich find das gut. Wer kein Trinkgeld gibt, wird auch so behandelt. Aber trotzdem: Ich bin im Dezember wieder da und werde woanders frühstücken, sorry...
Nach dem Frühstück: Raus! Boah herrlich! Draussen vorm Hotel sitzt Achmed. Er holt die Taxis ran und trägt die Koffer. Er ist über 70 Jahre alt und hat sich in 20 Jahren nicht verändert. Kleiner Tipp: Ich lasse ihn immer mein Geld wechseln. Er besorgt ruck zuck kleine Pfundnoten. keine Ahnung, wo er die her hat, aber dafür gebe ich gerne großzügig Bakschisch. Mohammed ist auch da. Er fährt mich schon seit Jahren, wenn ich in Kairo bin. Aber heute gehe ich erst zu Fuß. Richtung Midan Hussein, also Khan al-Khalili. Es ist noch früh und nicht viel los, da kommt man zu Fuß gut durch. Dort angekommen lasse ich den Bazar links und die al-Hussein Moschee rechts liegen und gehe durch die Gasse Richtung Stadttor. Hier wird gerade die Straße restauriert und man muss teileweise über Rohre steigen. Das hier kein Tourist ausser mir ist, muss ich wohl nicht sagen...aber trotzdem wird man nicht angesprochen. Diese Eindrücke...wahnsinn...dann am Ende nach links und durch das Stadttor wieder Richtung Bazar. Halt, natürlich nicht, ohne die al-Hakim Moschee zu besichtigen. Wunderschön. Kostet keinen Eintritt. Aber Schuhe müssen abgegeben werden. Wenn man sie wieder haben möchte: Bakschisch. Aber natürlich für Allah. Wer damit ein Problem hat, muss woanders Urlaub machen. Mir macht es Spaß. Schließlich gibt es ja auch eine Gegenleistung. Und wenn man selbst fröhlich ist, sind es die Männer in der Moschee auch! Aus der Moschee raus stelle ich fest, dass die ganze Strasse Richtung Bazar restauriert ist. Es sieht fantastisch aus. Und es ist toal sauber! In dieser Shari al-Muizz li-Din Allah gibt es so viel zu sehen, das kann ich hier gar nicht alles aufführen. Einfach klasse. Und ich hatte hier auch gar keine Gedanken an Sicherheit oder so. Das sollte sich bald ändern...
Danach habe ich die Shari al-Azhar überquert (über die Fußgängerbrücke die es heute nicht mehr gibt. So was blödes...) und bin noch ein wenig umher geschlendert. Das ist untertrieben, denn ich war plötzlich in der Totenstadt. Ich wollte eigentlich Richtung Al-Azhar Park und war guter Dinge, ihn durch meinen hervorragenden Orientierungssinn zu finden. Okay, ich hatte mich gnadenlos verlaufen. Irgendwann hab ich mir dann ein Taxi rangewinkt (ein gelbes) und ihn gebeten, mich zum Park zu fahren. Es war ein Stück geradeaus und eine lange Kurve. Dann kannte ich die Strasse und dann waren wir auch schon da. 5 Pfund. Wenn ich geahnt hätte, das ich soo nah dran war... Na ja, rein in den Park für 10 Pfund Eintritt. Also ich werde nie verstehen, warum ich hier nie einen Touristen sehe. Dieser Park ist so schön, dass man ihn kaum beschreiben kann. Diese Pflanzen, überall plätschert Waser, die Architektur der Restaurants und das Beste: Diese unglaubliche Aussicht auf das islamische Kairo. Der Wahnsinn. Und überall fröhliche ägyptische Päärchen. Hier wird gerade ein chinesisches Fest gefeiert. Lustig: China lampions in Palmen. Erstmal was essen. Total lecker! Und dieser leckere Saft Cocktail... Und plötzlich hört man die Muezzine rufen. Gänsehaut! Unbeschreiblich. Als es schon anfing zu dämmern, bin ich dann zu Fuß zurück zum Hotel. Ein ganz schöner Marsch. Diese Menschenmassen auf den Strassen. Man kann es nicht beschreiben...
Hotel, Dusche, ab in die Bar. Ãœbrigens: Meiner Meinung nach gibt es im Victoria Hotel das beste Creme-Karamel der Welt. Probiert es aus!
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Littleburni




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BeitragVerfasst am: 01.11.2011, 17:55    Titel:

3. Tag, 28.01.2011, Freitag

Liest das hier überhaupt jemand? Na, ich mach mal weiter Rolling Eyes

Das Telefon klingelt um 7.00 Uhr: Hamdi, mein Reiseleiter. Er hätte gehört, ich würde viel zu Fuß durch Kairo laufen und er bittet mich darum, dies an diesem Tag zu unterlassen. Nach dem Mittagsgebet ist eine große Demo geplant und er könne nicht für meine Sicherheit garantieren. Das ich an diesem Tag nach Sakkara will, beruhigt ihn...
Nach dem Frühstück gehe ich um 9.00 Uhr raus zu Mohammed, meinem Fahrer. Das funktioniert so: Kaum bin ich aus der Tür, springt Achmed auf bittet mich stehen zu bleiben. Dann ruft er quer über die Straße Mohammed, der dort mit seinem Wagen parkt. Mohammed fährt vor und Achmed hält mir die Tür auf. Dafür bekommt er 5 LE Bakschisch. Das war schon immer so, wird immer so bleiben, ist selbstverständlich und alle sind zufrieden. Ich auch Very Happy Und los geht es nach Sakkara. Ich war schon länger nicht mehr dort. Auf der kleinen Zufahrtsstrasse nach Sakkara gibt es eine Kontrollstation. Mohammed kennt die Polizisten. Trotzdem hält er ein paar Meter hinter der Schranke an und steigt genervt aus. Die Polizisten verlangen ein Bakschisch, weil er einen Touristen fährt und damit Geld verdient, wovon die Polizisten etwas ab haben wollen. Es sind zwar nur 3 LE, aber trotzdem. Als die Sache mit vielen Worten erledigt ist, fahren wir weiter zum Parkplatz. Am Tickethäuschen für 60 LE ein Ticket gekauft und rein ins Museum. Das hatte ich noch nie gesehen, ist ja auch neu. Es macht einen sehr guten und aufgeräumten Eindruck. Alles ist sauber beschriftet und gut ausgeleuchtet. Ich bin alleine mit einer asiatischen Reisegruppe, die aus auffallend vielen jungen hübschen Damen besteht. Aber die Ausstellungstücke sind natürlich interessanter...hüstel...
Danach ging es weiter mit dem Wagen zur Stufenpyramide. das die diese Straße nicht mal neu machen können. Ein fieser Schotterweg. Na ja, Auto geparkt zwischen ungewöhnlich vielen Bussen (ich sag nachher warum) und Richtung Eingang. Das Ticket wird kontrolliert und drin ist man im Säulengang. Total voll! Zum Glück ist der Platz dahinter riesig und die Masse verläuft sich. Die Pyramide wird schon eine ganze Weile restauriert, was sich an einem Holzgerüst bemerkbar macht. Dadurch ist die Pyramide nicht mehr so fotogen. Aber das Gelände ist sehr groß und es gibt viel zu sehen. Nach der Besichtigung von noch ein paar Gräbern (ich gebe zu, ich bin eher der Tempeltyp) geht es wieder zum Taxi, weil ich zum Höhepunkt möchte: Dem Serapeum. Dieses hat mich immer sehr beeindruckt, weil es eine große unterirdische Anlage ist, in der Reihenweise links und rechts große Sarkophage für die heiligen Apis Stiere stehen. Aber nööö, wird auch gerade restauriert. Kein Zugang möglich. Dann eben nächstes mal... Ab nach Memphis! Mohammed wartet in dem Cafe direkt gegenüber und ich gehe für 50 LE rein. Auch hier ist es sehr voll. Vor allem in dem Haus mit der liegenden Ramses Statue. Nach einer Stunde bin ich wieder draußen und gehe zum Cafe. Hier bleiben wir noch ne Stunde und ich rede lange mit einer älteren Französin, die dort lebt, während Mohammed seine obligatorische Shisha raucht. Jetzt erfahre ich auch den Grund, warum es vorher so voll war: Aus Sicherheitsgründen sind ALLE Sehenswürdigkeiten und Museen in Kairo geschlossen. Bis auf Sakkara und Memphis. Ich wollte doch noch zur Zitadelle. Mist... Als wir wieder im Taxi sitzen frage ich Mohammed, was wir jetzt machen. Er schlägt 2 Moscheen in der Totenstadt vor. Na nix wie hin. Ich weiß aber wirklich die Namen der Moscheen nicht mehr... Auf der Fahrt dorthin sehen mir Menschen, die ziemlich Aggressiv mit Müll nach den vorbei fahrenden Autos werfen. Mohammed wundert sich und fährt neben einem Bus daran vorbei, so dass uns nichts treffen kann. Vor der Moschee sitzt ein uralter Polizist in einer zu großen Uniform und schließt für 10 LE alle Türen auf. Er erklärt auch einiges, aber leider auf arabisch. Warum bin ich nur zu blöd diese Sprache zu lernen? Ich hab es 2x versucht. Hat keinen Sinn. Okay, ich kenne ein paar Sätze, aber so richtig sprechen wäre toll... Weiter zur 2. Moschee durch schmale Straßen. Wie praktisch: Gegenüber ist ein Cafe für Mohammed. Im Fernsehen läuft die Demo auf dem Midan Tahir. In der Moschee wartet ein Guide auf mich. Und er spricht ein bisschen Englisch. Er zeigt mir die ganze Moschee und schließt alle Türen auf. In einem Raum mit Kuppel zeigt er mir das Echo, in dem er laut Allah u akbar ruft. Toll! Leider war es ganz schön staubig und voll mit Taubenkot. Wir sind in einer Moschee. Ich hab natürlich keine Schuhe an...schon etwas eklig... Plötzlich sagt er, dass ich mir gerne noch alles alleine ansehen kann, dreht sich um und geht weg. Ohne Bakschisch. Na so was... Ich schau mich noch ne Weile um und entdecke einige Steine mit Hieroglyphen. Da haben die wohl beim Bau geräubert... Am Ausgang steht mein Guide und fragt, ob es mir gefallen hat. Aha, hier also Bakschisch. Aber die 20 LE hat er verdient, was er auch so sieht. Kaum bin ich auf der Straße kommt Mohammed auf mich zu. Ich hätte gerne noch im Cafe gesessen, aber er drängt zum Aufbruch. In der Nähe des Hotels, verstehe ich warum: Kein Durchkommen. Quer über die Straße steht eine Kette aus behelmten Polizisten. Auch die nächste Straße ist dicht mit Polizei. Wie kommen wir zum Hotel? Zum Glück kennt er eine kleine Seitenstraße. Der Wagen passt nur durch, wenn die Fußgänger in den Hauseingängen stehen bleiben. Vor dem Hotel muss ich ihm versprechen, dass ich das Hotel nicht verlasse. So langsam wird mir mulmig... Nach dem duschen klingt es von draußen wie ein Fußballstadion. Ich hab ein Zimmer zum Garten und kann die Straße nicht sehen. Aber meine Zimmerfrau schließt mir ein Zimmer auf, aus dem ich alles sehen kann. Eine riesige Masse Menschen zieht am Hotel vorbei Richtung Midan Opera. Ab und zu kommen danach noch kleine Gruppen vorbei, aber dann kann ich nichts mehr interessantes sehen und es wird ruhig. Also in die Bar, was essen. Eigentlich wollte ich ja Köfte essen. Auf halber Strecke zwischen dem Hotel und dem Ramses Bahnhof gibt es nämlich in einer Seitenstraße einen Köftestand. Kann man schon von weitem am Rauch erkennen. Nach kurzem beobachten sieht man, wie es läuft: Ein Mann formt ca. 20cm lange Mettrollen über Metallspieße, die ein anderer Mann über offenen Feuer grillt. Ein weiterer Mann kassiert. Bestellen ist ganz einfach: Man sagt dem Kassierer eine Zahl. Wahed für eins, etneen für zwei oder talataa für drei. Damit gibt man an, wie viele Spieße man möchte. Dann zahlt man pro Spieß (und jetzt fest halten) 1 LE (!!!). Ich wollte zwei. Dann bekommt man einen kleinen Zettel, wo die Anzahl drauf steht. Den Zettel gibt man dem Mann am Grill, der das Fleisch vom Spieß abzieht und in herrliches aish baladi, also Fladenbrot legt, dass man dann in die Hand bekommt. Fertig! Ich gehe dann immer ein paar Schritte weiter und setzt mich vor ein Cafe. Noch ne Cola für 5 LE und den Fladen essen. Es schmeckt fantastisch! Und keine Angst: Alles frisch und keine Durchfall Gefahr. Man wird satt für 2 LE und kann toll die Leute beobachten. Wohnen übrigens viele Kopten in der Gegend und man sieht Frauen ohne Hijab (Kopftuch). Wie vor 20 Jahren... Aber ich darf ja nicht aus dem Hotel. Also Tomatensuppe (lecker), Spagetti Bolognese (auch lecker) und Creme Karamel (superlecker). Dazu 2 Sakkara Bier. Leider ist Safwat nicht da. Er kam nicht zum Hotel durch. Ab und zu kamen noch Demonstranten am Hotel vorbei, aber ich konnte gut schlafen. Ach ja, am nächsten Tag um 12.00 Uhr sollte ich abgeholt werden. Der Start der Oasen-Tour...dachte ich...
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flori




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BeitragVerfasst am: 01.11.2011, 18:06    Titel:

hi LittleBurni - Das Serapeum ist seit ca 22 Jahren gesperrt, sollte letztes Jahr geöffnet werden, dann aber wegen Baufälligkeit widerrufen ( so jedenfalls die offizielle Stellungsnahme ) - und ja: es wird hier gelesen, lt. Liste waren bisher 265 Leser auf deiner Seite - Laughing FLO, also weiter so
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ägyptenfan




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BeitragVerfasst am: 01.11.2011, 20:48    Titel:

ich lese mit grosser begeisterung hier mit ,war im mai 2011 in kairo ,kann all das was du schreibst ,gut nachvollziehen ! Very Happy
vlg
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Littleburni




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BeitragVerfasst am: 01.11.2011, 22:36    Titel:

4. Tag

Na wenn ich erst um 12 Uhr abgeholt werde, kann ich ja nach dem Frühstück nochmal kurz in einer Bank Geld wechseln. Also raus auf die Straße. Hm, vor der Bank, wo ich wechseln wollte, stand ein sandfarbener Panzer, aber die Bank war zu. Hatte ich noch vergessen zu erzählen. In der Bar am Vorabend ging es natürlich nur um die Demonstration auf dem Tahir und das alle froh waren, dass jetzt das Militär da sei. Ich fragte natürlich nach, was denn daran so toll sei. Das Militär war Mubarak immer wohl gesonnen. Und durch die ständig fliessenden Milliarden der Amerikaner, waren die Generäle längst zu Multimillionären geworden. Das wusste man doch. Aber das Vertrauen in das Militär war grenzenlos. "Das sind unsere Söhne, die schiessen nicht auf uns. Nicht so wie die verhasste Polizei. Jetzt wird Mubarak bald zurücktreten". Ich versuchte ihnen zu erklären, dass jemand der so lange an der Macht ist, gar nicht nachvollziehen kann, was gerade passiert. Was heisst Altersstarrsinn auf Englisch? Aber die Parole der Angestellten (es war kein Tourist in der Bar) lautete nur: Durchhalten bis zum Ende. Bewundernswert. Auch meine Frage, was denn nach Mubarak kommen soll, wurde nicht beantwortet. Schließlich gab es niemanden, der dann regieren konnte. Wichtig war ihnen nur, dass es nicht die verhassten Söhne Mubaraks werden.
Aber OK, meine Bank war zu und ich ging weiter Richtung Midan Opera und wollte dann nach links in die Kasr el nil abbiegen. Auf dem Weg dahin dachte ich nur, dass die Jungs ganze Arbeit geleistet hatten. Die Strasse war voller Steine und Scherben, kaputte Schaufenster usw. Kurz vorm Midan Opera stand eine lange Reihe Polizeimannschaftswagen. Aber es waren wenig Leute unterwegs. Ich musste feststellen, dass kein Geschäft auf hatte. Und keine Bank. Vor einer Bank war ein Geldautomat herausgerissen worden. Auf der Kasr el nil kam mir ein Panzer entgegen, auf dem ein kleiner Junge saß. Merkwürdiges Bild... Als ich auf dem leeren Midan Taalat Harb Richtung Tahir sah, sah ich eine riesige Menschenmasse. Da das mit dem Geld wechseln wohl nicht klappen würde, ging ich zurück zum Hotel. Mohammed und Achmed saßen davor und fragten, ob sie was für mich tun können. Aber ich sollte ja gleich abgeholt werden. Um 12.00 Uhr stand dann auch die schwarze Limousine aus Stuttgart vor der Tür. Merkwürdig für mich, in Kairo mit so einem Auto zu fahren... Der Fahrer und sein Begleiter würden mich jetzt zum Oasis Pyramids Hotel fahren. Von dort startet nämlich die Oasen-Tour. Also große Verabschiedung, versprechen, dass ich mich melde und bald wieder komme und los gehts. Aber wo fährt der denn hin? Will der über den Tahir??? Ich sage ihm, dass er da nicht durch kommt. Aber was weiss denn schon ein blöder Tourist. Kurz vorm Tahir wird er dann aber von einigen "Zivilisten" aufgefordert umzudrehen. Bei einem sah ich die Waffe unter Jacket... Also muss er einmal um Kairo rum, um zum Hotel zu kommen. Ich staune nur noch, wie alles aussieht. Die haben sich echt ausgetobt. Der mehrere hundert Meter lange massive Metallzaun in der Mitte der Shari Azhar liegt der Länge nach auf der Seite. Wieviel Kraft war dafür nötig? Vor dem Bazar steht ein ausgebrannter Mannschaftswagen der Polizei auf der Strasse. Meine Güte... Vor der Zitadelle stehen Panzer.
Ankunft im Hotel, einchecken und der Hinweis, dass sich Ramin bei mir melden würde. Er ist der nächste Reiseführer. Ich beziehe einen schicken Bungalow in einer tollen Gartenanlage. Ein wirklich schönes Hotel. Beim schlendern über die Anlage fällt mir auf, dass die Hoteleinfahrt mit auf die Seite gelegten Aluleitern blockiert wird und dahinter einige Männer mit Holzknüppeln sitzen... Als Touristen identifiziere ich eine Gruppe Amerikaner älteren Baujahres, einige Deutsche, ein paar Asiaten, Franzosen und Italiener. Ich esse lecker am Pool-Restaurant und freue mich auf den nächsten Tag. Im Fernseher auf dem Zimmer schaue ich gerade CNN, als Rabin anruft. Abholung morgen um 7.30 Uhr. Der Plan sieht die Besichtung der Pyramiden von Giseh vor und dann die Fahrt nach Baharija, der ersten Oase. Als ich gerade im Bett liege, klingelt wieder das Telefon. Wegen der Ausgangssperre kann ich erst um 10.00 Uhr abgeholt werden. Pyramiden müssen daher leider ausfallen. Na was solls, die hab ich echt schon genug gesehen. Kann ich also länger schlafen. In der Nacht fallen entfernt einige Schüsse...
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Littleburni




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BeitragVerfasst am: 01.11.2011, 22:38    Titel:

Hej, es freut mich, wenn ich Kommentare bekomme. Vielen Dank dafür!!!Irgendwie schön, dass ich mich jetzt noch mal sehr genau an das erlebte erinnere und es aufschreibe Smile
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Littleburni




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BeitragVerfasst am: 01.11.2011, 22:53    Titel:

5. Tag
Kurz vor 8.00 Uhr will ich gerad zum Frühstücken, da kommt der Anruf von Rabin. Auf Grund der Sicherheitslage muss die Oasen-Rundfahrt ausfallen. Ich soll im Hotel bleiben und abwarten. Ich bin wie betäubt. Das kann jetzt nicht wahr sein. Wie geht es denn jetzt weiter? Das weiß Rabin auch nicht. Er meldet sich Abends noch mal. Na super! Ich geh frühstücken. Okay, DAS Frühstück ist natürlich ganz was anderes als im Victoria Hotel. Aber das kann mich auch nicht aufheitern. Ich verbringe einen total langweiligen Tag im Hotel mit Sonne und der Gartenanlage. Gegen Mittag werden die Amerikaner abgeholt. Abends kommt der Anruf von Rabin. Man überlegt sich Alternativen. Vielleicht ein Flug nach Hurghada und dort Aufenthalt bis zum Rückflug. Was soll ich denn in Hurghada??? Ich soll um Gottes Willen nicht das Hotel verlassen. Ja toll, wo sollte ich hier auch hin? Die Hoteleinfahrt hat sich verändert. Hinter den Leitern stehen jetzt die Transferbusse als zusätzliche Barriere. Ausserdem wurde ein Feuerwehrschlauch bis zum Tor gelegt. Inzwischen ist es dunkel. Beim Abendessen gibt es einen Schrei und alle (!) Angestellten des Hotels laufen nach vorne. Das muss ich sehen. Die Kellner, Köche, Zimmermädchen und sonstigen Angestellten sind an der Einfahrt, schreien, schwingen Holzknüppel und schmeissen Knallfrösche. Als sie wieder kommen, frage ich was war und ein Kellner erzählt mir, das schlechte Leute unterwegs sind, die versuchen, das Hotel zu überfallen. Aber ich soll mir keine Gedanken machen, alles ist sicher. AU WEIA!
In der Nacht kann man kaum schlafen, da laufend irgendwo geschossen wird. Auch mit Maschinengewehren...
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Littleburni




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BeitragVerfasst am: 01.11.2011, 23:08    Titel:

6. Tag
Kaum zu glauben, wie langweilig so ein Tag im Hotel sein kann. Ich wechsle zwischen der Gartenanlage und meinem Zimmer mit CNN hin und her. Kein Kontakt zur Reiseleitung. Kein Handynetz. Es sind wieder Amerikaner da. Wieder alles Grauköpfchen. Eine Amerikanerin spricht mich an, ob ich Deutscher sei. Sie ist auch Deutsche, lebt aber in den USA. Sie sind mit dem Zug aus Assuan gekommen. Im Bahnhof von Luxor ist der Zug mit Steinen beworfen worden. Eine Japanische Reisegruppe hat darauf hin voller Panik den Zug verlassen. Tja, der Zug ist dann los gefahren. Was wohl aus den Japanern geworden ist, fragen wir uns beide. Sie erzählt mir noch, dass sie heute zum Flughafen fahren. Der Flug geht zwar erst in 2 Tagen, aber diese wollen sie lieber auf dem Flughafen verbringen. Hier ist es ihnen zu gefährlich. In einem arabischen Land sterben die Amerikaner immer als erstes, sagt sie. Wie gruselig...
Die Hoteleinfahrt hat sich wieder verändert. Jetzt gibt es auch Sandsäcke und Stacheldraht. Die Männer tragen jetzt sichtbar Pistolen. Abends ruft die Rezeption an, dass mein Zimmer für eine weitere Nacht reserviert sei. Aber nur mit Frühstück. Alles weitere muss ich bar bezahlen. Ja keine Angst, Geld hab ich genug. ich konnte ja nix ausgeben... nach Einbruch der Dunkelheit wird das Hotel nicht mehr beleuchtet, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Ich wundere mich über die deutschen Nachrichten im Fernsehen. Die geben nicht mal ansatzweise wieder, was hier los ist. Unter den Gästen geht das Gerücht rum, dass die Amerikaner und Italiener schon mit Sondermaschinen evakuiert wurden. angeblich hat ein Großteil der deutschen Botschaft auch schon das Land verlassen. Na prima...Nachts heftige Schusswechsel. Die restlichen Gäste rechnen mit dem schlimmsten und hoffen, dass sie nur überfallen werden, aber am Leben bleiben...
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Littleburni




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BeitragVerfasst am: 01.11.2011, 23:34    Titel:

7. Tag
Rabin ruft an! Ich erkläre ihm erst mal, dass ich hier langsam auf dem Zahnfleisch krieche und weg will. Er versichert mir, dass alles versucht wird, mich nach Hause zu bekommen. Es tut ihm auch leid, dass er nicht persönlich nach mir sehen kann. Es gibt keine Polizei mehr und die Gefängnisse wurden geöffnet. Er muss seine Familie beschützen. In seiner Wohngegend ziehen Banden durch die Straßen, die in den Häusern die Wohnungstüren eintreten und die Bewohner ausrauben. Überall sind Bürgerwehren entstanden. Ich bin entsetzt. Was für ein Coup der Regierung ist das denn? Alles ins Chaos stürzen um hinterher als Retter dazustehen? So vergeht wieder ein langweiliger Tag. Ich habe nicht mal ein Buch mit... Abends ruft Rabin wieder an. Er hat einen Flug für mich. der Flieger geht um 1.00 Uhr los. Aber wegen der Ausgangssperre darf ich das Hotel nicht verlassen. Ja will der mich verarschen?
Die Sonne geht unter und die Zombies kommen wieder. Tagsüber ist immer alles ruhig. Die Sonne scheint, man geht zwischen den Blumen spazieren... Und kaum ist es dunkel, wird wieder geballert. Es gibt einen heftigen Schusswechsel. Inzwischen hat das Hotel eine Security, die aus Beduinen in dunkelroten Gewändern mit schwarzen Kopftüchern besteht. Die sehen alle ziemlich finster aus und haben Maschinengewehre. Sie flitzen auf der Anlage zwischen dem Vorder- und Hintereingang hin und her und stehen auf dem Dach des Hauptgebäudes. Um das Hotel verteilt stehen übrigens prächtige Villen, wo man auch ab und zu jemanden mit einem Maschinengewehr auf dem Dach oder Balkon sieht. Wir sind nur noch so um die 20 Gäste. Am Tag hat man alle Gäste auf die Bungalows im Innenteil der Hotelanlage zusammengelegt. ich musste nicht umziehen, weil ich da schon war. Als ich mich kurz vor Mitternacht noch mit einigen Deutschen (es waren nur noch Deutsche da!) im Garten unterhalte, kommt der Manager mit zwei der bewaffneten Beduinen im Schlepptau. Er erklärt uns im besten Deutsch, es wäre alles sicher. Keiner kommt hier rein. Aber will sollen doch jetzt bitte in unsere Bungalows gehen...
Ich hab noch Fernsehen geschaut. An Schlafen war ja bei dem Geballer nicht zu denken. Da klopft es plötzlich um ca. 1.00 Uhr heftig an meiner Glastür. Hab ich mich erschrocken. Vor der Tür steht ein großer, breitschultriger Mann im Anzug. Maschinengewehr umgeschnallt. Er sagt nichts, sondern hält mir ein Handy hin...
"Hallo?" - "Oh hallo, schön das wir sie erreichen. Hier spricht die OFT-Reisen Zentrale in Deutschland" - was hat die Frau für eine schöne Stimme - "Wir haben einen Flug für sie. Sie fliegen über München nach Hannover und werden morgen früh um 9.45 Uhr abgeholt" - Ich kann kaum was sagen, so unrealistisch kommt mir die Szene gerade vor "Was ist denn das für ein Lärm im Hintergrund?" - ich erkläre ihr ganz ruhig, dass hier seit Tagen jede Nacht geschossen wird, man ständig versucht das Hotel zu überfallen, gerade ein Mann mit einem Maschinengewehr vor mir steht und hier langsam alle Angst um ihr Leben haben. Sie ist völlig fassungslos und verpricht mir, das man mich da morgen raus holt und nach Deutschland fliegt. DAS glaube ich erst, wenn ich im Flieger sitze...
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Littleburni




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BeitragVerfasst am: 02.11.2011, 12:49    Titel:

8. Tag, 02.02.2011, LETZTER TAG!

Morgens hab ich voller Zuversicht meinen Koffer geschlossen. Für das was ich gemacht habe, hatte ich viel zu viele Klamotten mit. Für die Wüste hätte ich eben mehr gebraucht... Crying or Very sad Aber ich freute mich noch mal auf mein letztes Frühstücksbuffet und wollte mich richtig satt essen. Doch welch Überraschung: Es gab kein Buffet mehr. Klar, für so ein paar Gäste lohnte sich das nicht mehr. Ich bekam einen Teller mit einer Auswahl vorgesetzt. Dazu frisch gebackenes Brot und Eier. Na, das reichte auch völlig aus und schmeckte lecker. Ich schaute mir die ganzen Kellner an brauchte mich nicht zu fragen, was mit ihnen passiert, wenn kein Tourist mehr da ist... Um 10.00 Uhr fuhr ein weißer Kleinbus vor und ich sah zum ersten Mal Rabin. Ein auf den ersten Blick total sympathischer Typ im blauen Anzug. Es wurde ein lustiges Gespräch und ich tauschte ihm auch seine Euro Münzen in Scheine um. Da hab ich kein Problem mit. Der Busfahrer verstaute meinen Koffer und los gings. Im Bus saßen schon 4 Gäste, die im nobel nobel nobel Mena House fahren. Genauso gefangen wie ich. Die Pyramiden in Sichtweite, aber keine Chance hinzukommen. Ich frage Rabin, wo eigentlich meine Reisegruppe war und er erklärt mir, dass die anderen beiden (!) Teilnehmer direkt vom Flughafen Kairo nach Bahariya gefahren wurden und dort immer noch fest hängen. Ich überlege kurz, wer ein besseres Schicksal hatte...da sah ich die Pyramiden im Dunst. Und Panzer und Militärfahrzeuge ohne Ende. Wir steuerten noch 2 weitere Hotels an und lasen die gestrandeten auf. Rabin machte Jokes und Witze ohne Ende, aber wenn man aus dem Fenster sah, verging einem das Lachen. Abgebrannte Autos, überall Zerstörungen, ausgebrannte Geschäfte. Jede Seitenstraße mit Barrikaden verengt und Anwohner, die mit Knüppeln bewaffnet jeden kontrollierten, der da durch wollte. Rabin fragte, wer zum ersten Mal in Ägypten ist. Fast alle meldeten sich. Na ob die noch mal wieder kommen? Er fragte, wer zum zweiten Mal in Ägypten ist. Nur ein Pärchen. Er fragt, wer schon mehr als zwei Mal in Ägypten war. Jetzt war ich dran. Wie oft denn? Fünfzehn mal...ein Raunen ging durch den Bus. Aber hey, andere fahren ständig nach Österreich oder Malle. Ich eben nach Ägypten Very Happy Wir standen schon 10 Minuten im Stau und Rabin verließ den Bus, um mal zu sehen, was da vorne los sei. Als wir wieder bei ihm ankommen, steht er auf der Kreuzung und regelt den Verkehr. Was für ein geiler Typ!!! Weiter vorne hatten sie die Straße mit Panzern von 5 Spuren auf eine verengt und kontrollierten die Fahrzeuge. Er winkte uns an die Seite, fuhren die Straße wieder ein Stück zurück und bogen in eine Seitenstraße ab. Der Busfahrer kannte einen anderen Weg zum Flughafen. Ein bisschen weiter und umständlich und etwas holperig. Aber wir kamen tatsächlich problemlos zum Flughafen. Am Flughafen das absolute Chaos. Klar, wer es sich leisten kann, fliegt weg. Ich verschenkte die Dollars, die ich für das Visa bekommen habe. Was sollte ich damit? Der Busfahrer bekam 5 und freute sich wie sonst was und Rabin bekam die restlichen 10 und strahlte. Ich war der einzige der was gab. Typisch! darüber kann ich mich immer wieder aufregen. Wir haben voll die Kohle und uns geht es im Vergleich zu den Ägyptern so was von gut. Am liebsten würde ich jeden mal an der Nase durch das Viertel der Müllsammler am Mokkatam Berg ziehen, damit jeder sieht, wie gut es uns geht. Da kann man doch ein paar Pfund abgeben an jemanden, der sich so viel Mühe gibt. Grrr. Jetzt werde ich wieder von einem anderen Guide betreut und werde zum Check In Schalter gelotst. Dazu müssen wir uns durch Menschenmassen kämpfen, die gar kein Flugticket haben und somit nicht in den Flughafen kommen. Auch die Vorkontrolle des Gepäcks dauert ewig. Manche ägyptischen Familien haben den halben Hausstand dabei. Vorm Check In Schalter der Lufthansa ne Riesen Schlange. Es geht nur gaaaanz langsam vorwärts. Viele Ägypter haben Übergepäck, was die Sache verzögert. Aber ich kann mich toll mit zwei ägyptischen Mädchen auf Deutsch unterhalten, die mit ihrem Vater nach Deutschland wollen. Die Mutter ist schon da... Sie wohnen auf Zamalek und erzählen mir, was alles passiert ist. Dann sagt mir mein Betreuer, dass es möglich ist, dass ich keinen Platz mehr bekomme. Wäre aber nicht schlimm. Dann fliege ich später mit der Swiss Air. Ich lach ihn nur an und sage ihm, dass er mich auch nach Beirut fliegen kann. Hauptsache, ich komme hier weg. Dann lachen wir alle zusammen. Ach wie herrlich. Es laufen auch einige Mitarbeiter der deutschen Botschaft rum, die man an ihren Laibchen mit der Deutschland Fahne erkennt. Sie treiben Deutsche mit Megaphonen zusammen, die mit einer Sondermaschine der Botschaft fliegen sollen. Alles Leute, die in Kairo leben. Wann die wohl wieder zurück können? Ich war dran und kein Problem: Ich hatte meine Boardingkarte!!! Ich verabschiedete mich ganz herzlich von meinem Betreuer und wünschte ihm alles alles Gute. 20 LE hatte ich noch. Weg damit! Und schon war ich hinter der Absperrung. 1,5 Stunden Zeit hatte ich noch, bis der Flieger abheben sollte. Aber die vergingen echt schnell. Es gibt echt viel zu sehen auf dem Flughafen. In einem Cafe saßen Ägypter vor einem großen Flachbildschirm uns staunten über ie Bilder vom Midan Tahir. Der Platz war voller Menschen. Dazwischen die Panzer. Plötzlich verschwand der Flug auf der Anzeigetafel und einige Gäste am Gate wurden mächtig nervös. Aber die hatten nur das Gate verlegt und nach 10 Minuten stand der Flieger wieder auf dem Schirm. Tja, als die Lufthansa Maschine abhob, hatten wir 2 Stunden Verspätung. Mir wurde beim Abheben ganz flau im Magen. Wie würde sich Ägypten jetzt entwickeln? Was passiert mit den Leuten, die ich kenne? Mohammed, Achmed, Safwat und wie sie alle heißen? Sie können nicht einfach weg fliegen und müssen weiter irgendwie ihre Familien durchbringen. Was machen jetzt alle, die vom Tourismus leben? Werden es bessere Zeiten? Wie wird das Militär sich verhalten? Neben mir sitzt eine Holländerin und ihre Reisegruppe hat völlig problemlos die Oasentour durchgeführt. Das kann jetzt nicht wahr sein denke ich und schlafe bis München durch...
In München war es echt kalt und ich wünschte mir die Wärme Ägyptens zurück. Für den Anschluss nach Hannover musste ich mich echt beeilen. Aber alles hat geklappt. In Hannover lag Schnee... Mad
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Littleburni




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Beiträge: 1442
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BeitragVerfasst am: 02.11.2011, 13:00    Titel:

So, das war mein Bericht. Ich hoffe, ich konnte vermitteln, was ich in dieser Zeit erlebt habe und es ist für den einen oder anderen interessant, das zu lesen.

Inzwischen weiß ich, dass es für Mohammed, Achmed und Safwat sehr schwierig wurde. Aber sie beklagen sich nicht, weil das große Ziel erreicht wurde. Nur geht vielen so langsam die Geduld aus. Viele befürchten, dass die Islamisten zu viel Macht bekommen und der Tourismus darunter leidet. Ich denke jedoch, dass es sehr viele intelligente Leute in Ägypten gibt -auch unter den Islamisten (!)- die gerade das verhindern werden. Der Tourismus ist für Ägypten existenziell...

Ich weiß auch, dass ich am 8. Dezember wieder in Kairo bin und alle wiedersehe. Ich bleibe 5 Tage dort, bin dann 9 Tage mit dem Schiff zwischen Luxor uns Assuan unterwegs und bleibe dann noch 1 Woche über Weihnachten in Luxor auf der Westbank. Ich kann es kaum noch erwarten und beim Gedanken daran kribbelt es in mir.

Wer weiß...vielleicht schreibe ich wieder, was ich erlebt habe... Very Happy Very Happy Very Happy

Ma salama
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Salamander




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Beiträge: 230

BeitragVerfasst am: 02.11.2011, 13:38    Titel:

Hallo Littleburni,

boah..........was hast du dir für eine Arbeit für uns gemacht! Ich bin jetzt durch mit deinem Erlebnisbericht, wollte ihn mir in Ruhe durchlesen.

Toll, wie du uns an deinen täglichen Erlebnissen teilhaben läßt. Das ist doch mal was! Und gut, dass du wohlbehalten nach Hause gekommen bist.
Herzlichen Dank für deine wirklich eindrucksvollen Schilderungen!
_________________
VG
Salamander
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