Tempel in Ägypten
Tempel (lat. templum) sind heilige Stätten, die bereits in der Steinzeit als Götterhaus errichtet wurden. Die Kultorte sind mit heutigen Tempeln nicht vergleichbar und doch haben sie alle etwas gemeinsam: die Errichtung eines
Gebäudes zu Ehren von Göttern.
In Ägypten wurden erst in der Zeit um 2500 v. Chr.
Tempel errichtet. Die ältesten
Tempel, die man heute in Ägypten besichtigen kann, stammen aus der griechisch-römischen Periode (332 v. Chr. - 395 n. Chr.).
Das besondere an den Tempeln in Ägypten ist ihre gewaltige Größe und die im Inneren und Äußeren angebrachten einzigartigen Wandreliefs. Die
Tempel wurden vorzugsweise in der Wüste gebaut, damit sie von Überschwemmungen des Nils verschont blieben.
Zu jedem
Tempel führt ein Prozessionsweg, der meistens durch Statuen und Säulen gezeichnet ist. Dieser Weg führte die Pharaonen, ihr Gefolge sowie Priester an Zeremonien, die regelmäßig stattfanden, durch ein Haupttor, das durch große Obelisken und Götter- oder Königsstatuen gekrönt ist, zur Tempelanlage.
Im Inneren des Tempels befanden sich mehrere Vorräume, Opferhallen, Gänge, geschmückte Säle und das Heiligtum, der Ort an dem die Gottheit in einer Statue lebte. Dieser Ort war ausschließlich den Hohenpriestern des jeweiligen Tempels vorbehalten.
Die Kultstätte an sich durfte vom "normalen" Volk nicht betreten werden, wurde jedoch von ihnen bewirtschaftet und verwaltet. Neben den Priestern, sorgten Bauern, Schreiber und Bauherren dafür, dass die göttliche Ordnung innerhalb des Tempels aufrechterhalten blieb.
In Ägypten unterscheidet man zwischen zwei verschiedenen Tempelarten: die Stätten, die die Gottheiten ehren sollten und die, die als Totentempel zu Ehren der verstorbenen Könige errichtet wurden.
Totentempel sind Begräbnisorte der Könige. Die Grabstätte an sich stand meist entfernt vom dazugehörigen
Tempel, der an nahe gelegenen Feldern errichtet wurde. Täglich wurden Opfergaben in Form von Lebensmitteln gebracht, damit sich der König auch nach seinem Tod ernähren konnte.
Die Kulttempel wurden erbaut, um einen Gott zu ehren. Die Rituale, die dabei vollzogen wurden, beinhalteten hauptsächlich die Waschung und Nahrungsversorgung der Götterskulptur.
Bei allen Tempeln war die zeremonielle Reinigung wichtiger Bestandteil vor Betreten des
Gebäudes. Spezielle Gebote wie das Entfernen von sämtlichen Körperhaaren, das Ankleiden in Leinen, das Benutzen von Natron, das Schneiden der Fingernägel sollten dafür sorgen, dass die Gottheit bzw. der verstorbene König rein lebten konnte. Die Reinheit war in Ägypten ein hohes Gebot, denn nur wenn der
Tempel rein war, wurde er von der Gottheit bewohnt.
Viele der damals errichteten
Tempel sind heute nicht mehr zu finden. Dies liegt daran, dass die Materialien der alten, ausgedienten
Tempel dafür genutzt wurden, um einen neuen
Tempel zu errichten.
Die
Tempel, die heute noch zu sehen sind, befinden sich entlang des Nils in ganz Ägypten. Zu den bedeutendsten gehörten die
Tempel in Abu Simbel, Dendera, Karnak, Luxor, Deir el-Bahari und Edfu.
In Abu Simbel steht der von Ramses II zwischen 1290 und 1260 v. Chr. errichtete Felsentempel. Das
Gebäude ist 38m breit und 33m hoch und wird am Eingang von vier 20m hohen Statuen flankiert, die das Gesicht des Pharaos tragen. Zweimal im Jahr lässt sich ein Naturschauspiel der Sonne beobachten. Bei Sonnenaufgang scheinen die Sonnenstrahlen 20min lang durch den gesamten
Tempel direkt auf die drei Götterstatuen im hinteren Teil des
Gebäudes.
In Dendera, ca. 50km von Luxor entfernt, befindet sich der Hathortempel. Der Errichtung dieses Tempels dauerte bis zu seiner Fertigstellung zur Zeit der 6. Dynastie (2347–2216 v. Chr.) 200 Jahre. Der Bau des 280x280m großen Tempelkomplexes wurde von den Ptolemäern begonnen, unter Kaiser Tiberius fortgeführt und von Kaiser Nero vollendet.
Der bekannteste
Tempel Karnaks ist
Amun, dem "König der Götter" geweiht ist. Das Areal des Tempelbaues (123ha) ist durch eine 2,1km lange Mauer umgeben und misst selbst eine Größe von 43m Höhe und 113m Breite. Der
Amun-
Tempel blieb unvollendet, zählt jedoch zu den am besten erhaltenen Tempelbauten Ägyptens.
Ein weiterer dem Gott
Amun gewidmeter
Tempel steht in Luxor. Erbaut wurde er von Amenophis III. (18. Dynastie). Am Haupteingang der 260m langen Anlage standen sechs Kolossalstatuen, von denen heute nur noch vier erhalten sind. Neben den Statuen befanden sich damals zwei 24m hohe Obelisken aus Rosengranit, wobei eine der Beiden 1836, als Geschenk des ägyptischen Vizekönig an Frankreich, auf dem Place de la Concorde in Paris platziert wurde.
Der
Tempel der
Hatschepsut befindet sich in Deir el-Bahari. Das
Gebäude besteht aus drei hintereinander liegenden Terrassen, die durch Rampen miteinander verbunden sind. Aufgrund seiner Bauform wird die Anlage auch als "Terrassentempel" bezeichnet.
Edfu beheimatet das heute am besten bewahrte Tempelgebäude (besonders gut erhaltene Reliefs), das dem Gott
Horus geweiht, dessen Baubeginn auf 327 v. Chr. datiert ist und bis ca. 57 v. Chr. immer wieder erweitert wurde.