|
|
|
Reisebericht: Ägyptenrundreise
von Daniel aus Stuttgart
9. September, Tag 8: Kamelausritt in Theben-West, Luxor, Zugfahrt
Nach dem Abschied von der zweiten Gruppe war ich jetzt für den Rest meiner Reise allein. Beide Abschiede waren mir schwergefallen, doch ich freute mich auch auf die neuen Zustände und auf das alles was noch kommen würde. Immerhin genoss ich jetzt etwas, was wohl nur sehr wenige Menschen genießen können, nämlich den Luxus einer Einzelführung! Normalerweise können es sich ja nur reiche Personen leisten, einen Privatführer ganz für sich allein zu haben, doch das war ja jetzt bei mir und Barsoom der Fall! Und dass man so das Land und die Leute noch viel besser kennen lernen und erleben kann brauche ich eigentlich gar nicht zu erwähnen.
Da ich zum letzten Mal vor 13 Jahren auf einem Kamel geritten war, hatte ich am Morgen Lust auf einen fakultativen Kamelausritt in Theben-West. Ein junger Mann kam zu mir ans Schiff, und geleitete mich zu einem Motorboot, das mich dann auf die andere Seite übersetzte. Das war ein Gefühl: ein ganzes Motorboot für 30 Passagiere nur für mich alleine! Am Westufer angekommen begrüßte mich Achmed, mein Kamelführer. Er war auch 20 Jahre alt wie ich und von daher verstanden wir uns auf Anhieb super. Ich bestieg mein Kamel namens "Elvis Presley" und los ging es durch die Felder und Dörfer. Unterwegs hörte ich gar nicht auf mich mit Achmed auf englisch zu unterhalten, und erfuhr viele interessante Dinge aus dem Leben und von den Problemen der ägyptischen Bauern. Achmed lud mich sogar zu sich nach Hause ein und zeigte mir seinen Hof.
Dort bekam ich auch Tee zu trinken und Brot zu essen und machte auch Bekanntschaft mit seiner Katze Sisu, die nach seinen Angaben auch mit Schlangen und Skorpionen fertig wird, falls sich diese mal ins Haus verirren sollten! Nach ca. 1einhalb Stunden ging es dann wieder mit dem Motorboot zurück zum Ostufer und zum Schiff. Dabei sah man bei der Überfahrt den Luxortempel vom Boot aus besonders schön im Profil.
Die Mittagshitze verbrachte ich im Pool, und nachmittags machte ich mich dann auf,  Luxor auf eigene Faust zu erkunden. Ich lief die "Corniche", die berühmte Uferpromenade Luxors entlang bis zum Luxormuseum, um dann festzustellen das es geschlossen hatte (Mittagspause), was mich jedoch nicht betrübte und so setzte ich meinen Weg fort von Laden zu Laden, auf der Suche nach weiteren Souvenirs, wo ich mit den Ladenbesitzern oft in ein nettes Gespräch fiel. Sogar Tee habe ich bekommen, obwohl ich nichts kaufte… . Und einmal musste ich sogar eine Verschnaufpause einlegen, weil es so heiß war, und da gesellte ich mich einfach auf einen Holzschemmel zu einem Polizisten, der unter einem Baum vor sich hin döste, und mit dem ich bald auch in ein interessantes Gespräch verwickelt war.
Eine Weile noch ließ ich die Atmosphäre Luxors vom Sonnendeck aus auf mich einwirken, und dann ging es ans packen. Abends um 19.30 Uhr verabschiedete ich mich dann von der Crew in der Lobby, und stieg dann mit Barsoom und einem anderen Reiseleiter von OFT-Reisen ins Auto und fuhr vom Schiff durch das nächtliche Luxor mit seinem regen Abendtreiben zum Bahnhof von Luxor. Der Bahnhof befand sich gerade total im Umbau, doch wenn er fertiggestellt sein wird, wird er dem Aussehen eines altägyptischen Tempels oder Palastes nachempfunden sein, was man jetzt schon deutlich erkennen konnte.
Am Bahnhof war die Hölle los: Menschen wohin das Auge blickt! Als mein Zug nach Alexandria jedoch pünktlich um 20.30 Uhr einfuhr, löste sich die Befürchtung dass die ganzen Menschenmassen jetzt in diesen Zug stürmen wollten auf, denn dieser Zug bestand ausschließlich aus 1. Klasse Schlafwagenabteilen, die für die meisten Ägypter unerschwinglich sind. Pünktlich fuhren wir ab. Der Zug war sauber und klimatisiert. Es gab sogar einen roten Teppich im Gang. Barsoom bezog sein Abteil gleich neben meinem. In meinem Abteil gab es ein bequemes Sofa, einen großen Spiegel an der Abteilwand und eine Art aufklappbaren Wandschrank, in dem sich ein Fön, ein Spiegel, zwei Handtücher und ein Waschbecken mit warmem Wasser befanden. Als ich mich eingerichtet habe kam Barsoom zu mir ins Abteil, und wir aßen dann zusammen bei mir Abendessen, das zwar in Plastikformen serviert wurde, aber ganz ausgezeichnet schmeckte. Das Abendessen wurde auf einem Tablett serviert, doch bevor man zu essen anfing muss man so ein Holzbrett mit einem seitlichen Steckteil in die Abteilwand stecken, und darauf wird dann das Tablett mit dem Essen serviert.
Da ich der einzige Tourist in dem Zug zu sein schien war der Schlafwagenschaffner besonders darum bemüht, mich zu versorgen, was sich darin zum Ausdruck brachte, dass ich zwei Wodka-Orange als Aperitif bekam. Nach dem Essen redeten ich und Barsoom noch sehr lange miteinander, bis er dann irgendwann schlafen ging. Ich als Eisenbahnfan machte mich dann auf Erkundungstour durch den Zug. Der Speisewagen war noch um 23 Uhr recht voll, und im Gang unterhielt ich mich äußerst interessant und humorvoll mit zwei Kellnern, die gerade Pause hatten. Inzwischen hatte der Schaffner mein Sofa in ein Bett umgewandelt, in dem ich es mir dann gemütlich machte und dann noch ein wenig in einem deutschen Ägyptenmagazin blätterte, das mir Barsoom ausgeliehen hatte. Die Fahrt durchs nächtliche Niltal verlief sehr ruhig und sanft.
|
|
| Ägypten-Reiseberichte | Tag 7 Tal der Könige | Tag 9 Alexandria |
|
|
